Wackersdorf: Die Zivilgesellschaft protestiert

Die Bundesregierung, bayerische Staatsregierung und Energiekonzerne planten 1985 den Bau einer Wiederaufbereitungsanlage (WAA) für Atommüll in Wackersdorf in der Oberpfalz. Die Region war von einer hohe Arbeitslosigkeit und Abwanderung betroffen. Viele Menschen protestierten jedoch lautstark gegen dieses Vorhaben, erst regional, dann auch landes- und bundesweit. Sie befürchteten langfristige Umweltschäden und kritisierten den Entscheidungsprozess, der zum WAA-Standort geführt hatte.
Der vielfältige Protest dauerte mehrere Jahre an, selbst als die Bauarbeiten schon in Gange waren. Es kam zu friedlichen Demonstrationen und Klagen gegen die Genehmigung, aber auch zu Sachbeschädigungen und eskalierender Gewalt zwischen Demonstrant*innen und Polizei. Die Proteste trugen dazu bei, dass die Energiekonzerne eine andere Lösung suchten und in Kooperation mit Frankreich fanden. Das Vorhaben in Wackersdorf wurde schließlich aufgegeben. Auf dem Gelände wurde Gewerbe und Industrie angesiedelt.

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Großdemonstration in München, 1986

In der Region um Wackersdorf und am Baugelände vor Ort fanden 1986 Demonstrationen gegen die geplante atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) statt. Viele Menschen reisten extra aus anderen Bundesländern an. Der Protest beschränkte sich nicht auf die Umgebung des Baugeländes – auch in der Landeshauptstadt wurden Großdemonstrationen organisiert.

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Beteiligte an Demonstration, 1986

Das Stahlwerk Maxhütte war ein wichtiger Arbeitgeber der Region. Hier protestierten zwei Demonstranten 1986 gegen seine Stillegung, die für das Jahr darauf geplant war. Mit der umstrittenen Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf sollten neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Bevölkerung wehrte sich aber aus Angst vor gesundheitlichen Folgen durch Atommüll.

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Hüttendorf im Taxöldener Forst, 1986

Um die atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Wackersdorf errichten zu können, sollte ab 1985 der Taxölderner Forst gerodet werden. Als dies genehmigt wurde, entstanden mehrfach Hüttendörfer nahe der geplanten Baustelle, um die Rodung zu verhindern. Die Polizei räumte jedes Mal das Gelände und nahm Personen fest.

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Anti-WAAhnsinns-Festival in Burglengenfeld, 1986

Mehrere Rockkonzerte fanden in Burglengenfeld statt, um die Proteste gegen die geplante atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Wackersdorf zu unterstützen. Auf den Anti-WAAhnsinns-Festivals bezogen etliche bekannte Musiker*innen so politisch Stellung, darunter BAP, Udo Lindenberg, Rio Reiser oder Die Toten Hosen. Circa 100.000 Besucher*innen nahmen teil.

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Bürgerlicher Protest gegen Wackersdorf, 1987

Alle Generationen und Bevölkerungsschichten beteiligten sich am Protest gegen die atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Wackersdorf. Diese „Großmütter“ waren auf dem Weg zu einer Demonstration in Schwandorf.

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Rechtlicher Protest des BUND Naturschutz, 1986

Zu den Protestaktionen gehörte auch, sich an die Behörden und Gerichte zu wenden. Zivilgesellschaft und lokale Politiker*innen erhoben Einspruch gegen das Bauvorhaben - über 880.000 Einwendungen gingen ein. Allein die des Bund Naturschutz füllen 18 Aktenordner.

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Demonstration im Taxöldener Forst, 1986

Um die breiten, zum Teil gewaltsamen Proteste gegen die geplante atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Wackersdorf zu stoppen, setzte auch die Polizei Gewalt ein, manchmal sogar gegenüber friedlichen Demonstrant*innen.

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Ausschreitungen am Bauzaun in Wackersdorf, 1986

Neben den friedlichen Protestaktionen wie Demonstrationen, Mahnwachen oder Einwendungen gegen die geplante atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Wackersdorf kam es auch zu gewaltsamen Ausschreitungen. In der aufgeheizten Stimmung scheuten einige nicht vor Kämpfen gegen die Polizei und Sachbeschädigung zurück.

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Demonstration im Täxoldener Forst, 1986

Es war vor allem die Bevölkerung vor Ort, die den Protest gegen die Wiederaufbereitungsanlage stemmte. Nicht selten standen sich auf beiden Seiten der Demonstrationen Familienangehörige gegenüber.

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Reportage der Sendung "kontrovers" über Wackersdorf, 2019

Die Sendung "kontrovers" des BR blickt in ihrer Reportage zurück auf die Geschichte des Protests von Wackersdorf gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage. Anlass ist das 30jährige Jubiläum nach Scheitern des Projekts. Der Autor Klaus Uhrig erzählt die Geschichte mit Zeitzeugenberichten nach.