Ein Dorf rebelliert! Die bayerische Gebietsreform und Ermershausen

Die Pläne für eine bayerische Gebietsreform entstanden Ende der 1960er Jahre. Ab 1971 begann die Zusammenlegung von Gemeinden und Landkreisen. So sollte z. B. das unterfränkische Ermershausen in den Nachbarort Maroldsweisach eingemeindet werden. Dies stieß auf den Widerstand der Einwohner*innen, da sie als Gemeinde unabhängig bleiben wollten. Durch die Eingemeindung hatte Ermershausen keinen eigenen Bürgermeister mehr, musste sich mit Maroldsweisach abstimmen und konnte den Namen nur noch als Ortsteil führen. Am 19. Mai 1978 kam es zu einem Polizeieinsatz, der der Auftakt zu langjährigen Auseinandersetzungen um den Status der Gemeinde war. Dies sollte bis zum Jahre 1994 andauern, als die Eigenständigkeit Ermershausen wiederhergestellt wurde. Ermershausen erreichte am meisten Aufmerksamkeit im Protest gegen die Gebietsreform. Die Gemeinde ist aber kein Einzelfall: Mehrere andere Orte setzten sich mit ihrem Protest gegen die Gebietsreform durch. Viele andere scheiterten.

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Planungen zur Gebietsreform, 1972

Innenminister Bruno Merk (2. v. links) stellt die Pläne zur Gebietsreform in Bayern vor: 1971 wurde die Reform umgesetzt, welche die Anzahl der Gemeinden von 7100 auf 2051 und von Landkreisen von 143 auf 71 reduzierte. Dadurch sollte die lokale Verwaltung einfacher und effizienter werden. Gleichzeitig gab es nun auch weniger Mandate.

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Protest gegen Gebietsreform in Ermershausen, 1978

1978 wehrte sich die Gemeinde Ermershausen gegen die Folgen der Gebietsreform: Sie sollten in den Nachbarort eingemeindet werden. Die Ermershäuser*innen organisierten lang anhaltenden Protest und erhielten bundesweite Aufmerksamkeit als das „Rebellendorf“ Ermershausen.

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Polizeikette vor dem Rathaus, 1978

In der Nacht vom 19. Mai 1978 rückte die Polizei in Ermershausen an, um die Gemeindeakten aus dem Rathaus zu holen. Die Gemeinde hatte sich gegen die Eingemeindung nach Maroldsweisach zur Wehr gesetzt. Das Rathaus wurde von der Polizei weiträumig abgesperrt, damit die Akten reibungslos in den Nachbarort gebracht werden konnten.

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Polizeieinsatz am Rathaus in Ermershausen, 1978

Im Zuge der bayerischen Gebietsreform ab 1971 wurde Ermershausen in den benachbarten Ort Maroldsweisach eingemeindet. Die Ermershäuser*innen wollten jedoch ihre Eigenständigkeit behalten: der Bürgermeister verweigerte die Unterschrift. Daraufhin entfernte die Polizei am 19. Mai 1978 die Gemeindeakten aus dem Ermershauser Rathaus.

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Protestbarrikaden in Ermershausen, 1978

Die Ermershäuser*innen stellten sich radikal gegen die geplante Eingemeindung nach Maroldsweisach. Das Vorgehen der Polizei führte zu Demonstrationen und Ausschreitungen wie Straßensperren.

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Protestplakate, 1978

Der Protest gegen die Folgen der Gebietsreform für Ermershausen hielt viele Jahre an. Die Plakate am alten Rathaus zeugten vom Unmut der Einwohner*innen. Die Banner bestimmten noch in den darauffolgenden Jahren das Ortsbild.

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Reportage der Sendung "kontrovers", 2018

Die Sendung "kontrovers" des BR blickt in ihrer Reportage zurück auf die Geschichte des Protests von Ermershausen gegen die Gebietsreform. Anlass ist das 25jährige Jubiläum nach Wiedererlangen der Eigenständigkeit der Gemeinde.