Revolutionäre Jahre

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Bayern eine konstitutionelle Monarchie. Wirtschaft und Technik wandelten sich in dieser Zeit rasch. Industrialisierung und Krisen in Landwirtschaft und Handwerk führten immer mehr Menschen in die Städte. Dort wuchsen die Spannungen zwischen den gesellschaftlichen Gruppen. Während des Ersten Weltkriegs verschlechterte sich die Stimmung. Vor allem die Sozialdemokraten forderten Verfassungsreformen, um mehr mitreden zu können. Anfang November 1918 stimmte der König Veränderungen im Wahlrecht, im Parlament und bei der Regierungsbildung zu. Die Revolution war schneller: Bevor das Gesetz verabschiedet werden konnte, rief der Unabhängige Sozialdemokrat Kurt Eisner am 8. November 1918 den Freistaat Bayern aus. Die ersten Monate des Freistaats waren turbulent. Kurt Eisner wurde Opfer eines politisch motivierten Attentats. Vor den folgenden revolutionären Räterepubliken in München wichen Landtag und Regierung nach Bamberg aus. Sie organisierten die militärische Niederschlagung der Räteherrschaft in München. In Bamberg beschloss der Landtag eine demokratische Verfassung für den Freitstaat Bayern.

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Königlicher Erlass, 2. November 1918

König Ludwig III. stimmte in seinem Erlass vom 2. November 1918 einer Verfassungsreform mit Veränderungen im Wahlrecht, Parlament und bei der Regierungsbildung zu. Damit sollten Minister in Zukunft an das Vertrauen der Kammer der Abgeordneten gebunden sein und nicht mehr an den König. Außerdem sollten Verhältniswahl und Frauenwahlrecht eingeführt werden. Bevor das Gesetz verabschiedet werden konnte, griff Kurt Eisner mit der Revolution nach der Macht.

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Demonstration auf der Theresienwiese, 1918

Am 7. November 1918 riefen die sozialdemokratischen Parteien (MSPD und USPD) gemeinsam mit den Freien Gewerkschaften zu einer Friedensdemonstration auf. Die Politiker sprachen an verschiedenen Orten auf der Theresienwiese und forderten unter anderem die vollständige Demokratisierung Deutschlands.

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Jubelnde Soldaten in München, 1918

Revolution in München: Erschöpft von den Jahren des Ersten Weltkriegs wollten die Soldaten in den Kasernen nicht gegen die Revolutionäre kämpfen. Sie schlossen sich der Demonstration an. Mit ihrer Unterstützung wurden wichtige Orte in der Innenstadt besetzt und Kurt Eisner rief in der Nacht zum 8. November 1918 den Freistaat Bayern aus.

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Ludwig Gandorfer, Gründer des Parlamentarischen Bauernrats, 1918

Ludwig Gandorfer (1880–1918) organisierte die Novemberrevolution 1918 mit. Als Vertreter der Landwirtschaft sollte er die Versorgung der Städte mit Lebensmitteln sichern und im Auftrag Kurt Eisners einen parlamentarischen Bauernrat für den neuen Freistaat bilden. Allerdings starb er nur wenige Tage nach der Revolution bei einem Unfall. Sein Bruder Karl übernahm die Leitung des Bauernrats.

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Bekanntmachung des Münchner Soldatenrats, 7. April 1919

Nach der Ermordung Kurt Eisners rief der Revolutionäre Arbeiterrat am 7. April 1919 die "Baierische Räterepublik" aus. Der Soldatenrat schloss sich an. Eine Woche später wurde eine kommunistische Räterepublik ausgerufen, die sich dem Sowjetmodell folgend als "Rote Armee" bewaffnete. Die Reichswehr und Freicorps schlugen sie Anfang Mai blutig nieder.

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Präsidium des Bamberger Landtags, 1919

Am 12. Januar 1919 wählten die Menschen in Bayern einen neuen Landtag, der nach der Ermordung Eisners und einer Schießerei im Landtag erst im März zusammentreten konnte. Als in München im April 1919 die revolutionäre Räterepublik ausgerufen wurde, zogen Regierung und Landtag nach Bamberg. Dort arbeiteten die Abgeordneten an einer neuen Verfassung für Bayern. Sie wurde am 12. August 1919 parteiübergreifend beschlossen. Am 17. August kehrte der Landtag zurück nach München.

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Ellen Ammann, Abgeordnete im Bayerischen Landtag, 1917

Die gebürtige Schwedin Ellen Ammann (1870–1932) war im Januar 1919 eine der ersten Abgeordneten im Bayerischen Landtag. Sie engagierte sich besonders für Frauen und die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen. Als sie am 8. November 1923 von dem geplanten Putsch Adolf Hitlers erfuhr, half sie bei dessen Niederschlagung.

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Wilhelm Hoegner zur Revolution 1918: Bayern, die urplötzliche Republik

Wilhelm Hoegner, später Ministerpräsident, schilderte in seinen Erinnerungen den Verlauf der Revolution in Bayern. Er selbst habe an Demonstrationszügen teilgenommen und sei danach nach Hause ins Bett gegangen. Am nächsten Morgen wurden viele Münchner*innen überrascht von den Ereignissen der Nacht.

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Ergebnis der Landtagswahlen 1919

Im Januar 1919 fanden erstmals freie Wahlen statt, auch für Frauen. 86 % der Wahlberechtigten nutzen ihr Stimmrecht. Die Bayerische Volkspartei (BVP), die SPD und die liberale Deutsche Demokratie Partei (DDP) erhielten die meisten Stimmen. Kurt Eisners Unabhängige Sozialdemokraten (USPD) erlitten eine deutliche Niederlage.