Mutig, verfolgt und auf der Flucht: Demokrat*innen in der NS-Zeit

Berlin, 1933: Adolf Hitler übernahm als Reichskanzler die Macht. In kurzer Zeit setzte die Berliner Regierung unliebsame Landesregierungen ab. In Bayern musste Ministerpräsident Heinrich Held unter Zwang zurücktreten. 1939 überfiel das Deutsche Reich Polen und begann damit den Zweiten Weltkrieg.
Nicht jede*r in Bayern unterstützte die NSDAP. Trotz der massiven NS-Propaganda und der rasch einsetzenden Verfolgung kritisierten viele Menschen die Gewaltherrschaft. Klein blieb die Gruppe derjenigen, die aktiven Widerstand leistete. Zu den bekanntesten zählt die Gruppierung Weiße Rose um die Studenten Hans Scholl und Alexander Schmorell. Doch auch Politiker*innen widersetzten sich. Deshalb überwachte, verfolgte oder verhaftete das Regime sie. Einige konnten fliehen und entwarfen im Exil Ideen für ein Bayern nach der NS-Zeit.
Im Mai 1945 endete der Krieg. Viele Demokrat*innen kehrten zurück oder kamen aus der Haft frei. Danach halfen sie, das Land und einen demokratischen Staat wieder aufzubauen. Sie stellten die Weichen für den neuen demokratischen Freistaat Bayern.

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Wilhelm Hoegner: Gegen Hitlers Schergen, für die Demokratie, 1930

Bereits 1919 trat Wilhelm Hoegner (18871980) in die SPD ein, von 1924 bis 1932 gehörte er dem Bayerischen Landtag und von 1930 bis 1933 auch dem Deutschen Reichstag an. Im Landtag setzte er einen Untersuchungsausschuss zum Hitlerputsch durch. Als erbitterter NS-Gegner musste er 1933 ins Ausland fliehen musste. Nach dem Krieg ernannten ihn die Amerikaner im September 1945 zum Ministerpräsidenten. Er prägte die Bayerische Verfassung entscheidend mit.

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Wilhelm Hoegner: Der Vater der Bayerischen Verfassung, 1946

1945 beauftragte die amerikanische Besatzungsbehörde Wilhelm Hoegner (1887–1980) damit, die Ausarbeitung einer neuen Bayerischen Verfassung vorzubereiten. So war der Sozialdemokrat 1946 Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung. Hoegner hatte bereits im Exil in der Schweiz an einem Verfassungsentwurf gearbeitet. Seine Erfahrungen mit den Volksabstimmungen und förderalen Strukturen in der Schweiz flossen in die neue Bayerische Verfassung ein. Er war Ministerpräsident von 1945 bis 1946 und 1954 bis 1957.

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Alois Hundhammer: Antifaschist und Mitgründer der CSU, 1932

Alois Hundhammer (1900–1974) von der Bayerischen Volkspartei (BVP) war Anfang der 1930er Jahre mit "staatsbürgerlichen Vorträgen" gegen die Nationalsozialisten aufgetreten und wurde schon 1933 im KZ Dachau inhaftiert. Nach seiner Freilassung erhielt er Berufs- und Redeverbot, die Gestapo überwachte ihn. Während seiner Kriegsgefangenschaft plante er den Wiederaufbau Bayerns nach dem Krieg.

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Alois Hundhammer: politische Schlüsselfigur im Nachkriegs-Bayern, ohne Datum

Nach 1945 gründete Alois Hundhammer (19001974) die CSU mit und war einer der maßgeblichen Väter der Bayerischen Verfassung. In der Verfassunggebenden Landesversammlung 1946 war er der Vorsitzende der CSU-Fraktion, die über die absolute Mehrheit verfügte. Doch Hundhammer suchte mit dem Sozialdemokraten Wilhelm Hoegner den Grundkonsens der Demokrat*innen bei der Verfassungsgebung. Der kirchennahe konservative Politiker war später Kultus- und Landwirtschaftsminister und Präsident des Bayerischen Landtags. Er unterstütze früh die Erinnerung an die Verfolgung in der NS-Zeit in Dachau und den Europäischen Einigungsprozess.

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Thusnelda Lang-Brumann: Als Abgeordnete für Bayern im Reichstag, 1920

Thusnelda Lang-Brumann (1880–1953) war von 1920 bis 1933 für die Bayerische Volkspartei (BVP) im Reichstag. 1932 veröffentlichte sie ein Flugblatt gegen Hitler, in dem sie fragte: "Was will eine vernünftige Frau mit Hitler?". Nachdem sie aus dem Reichstag ausscheiden musste, weil sich die BVP im Juli 1933 aufgelöst hatte, arbeitete sie als Lehrerin. Nach dem Krieg gehörte sie zu den wenigen Gründerinnen der CSU.

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Albert Roßhaupter: Für Freiheit und soziale Gerechtigkeit , um 1918/19

Albert Roßhaupter (1878–1949) hielt 1933 die letzte Rede eines Sozialdemokraten im Bayerischen Landtag gegen das "Ermächtigungsgesetz" der Nationalsozialisten, wo er sagte: „Bayern ist seit uralten Zeiten ein demokratisches Land. Nirgends wird die Unterdrückung der persönlichen Freiheit und der freien Meinung in Wort und Schrift vom Volke bitterer empfunden als bei uns.“ In den Jahren der NS-Herrschaft wurde er verhaftet und kam zeitweise ins KZ Dachau. Ab 1945 war er stellvertretener Ministerpräsident im Kabinett Hoegner und bis 1947 zugleich Arbeitsminister.

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Albert Roßhaupter: Der einflussreiche Sozialdemokrat, 1948

Nach Ende des NS-Regimes kehrte Albert Roßhaupter (1878-1949) ins politische Leben zurück. Als Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung widmete er sich 1946 Fragen der Bayerischen Verfassung; zeitweise war er Vorsitzender ihrer SPD-Fraktion. Von 1948 bis 1949 saß der SPD-Politiker im Parlamentarischen Rat.

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Otto Weinkamm: Politiker der ersten Stunde , ohne Datum

Otto Weinkamm (1902–1968) vertrat von 1930 bis 1933 die Bayerische Volkspartei (BVP) im Augsburger Stadtrat. Als Soldat nahm er ab 1942 am Zweiten Weltkrieg teil. Nach seiner Entlassung war er Mitbegründer der CSU in Augsburg. Von 1959 bis 1966 gehörte er dem Europäischen Parlament an. Er half so, ein demokratisches Europa aufzubauen.