Bühne und Protest: Politischer Widerstand in der Kultur
Nach dem Ersten Weltkrieg lebte die Kultur wieder auf. Theater zeigten Stücke zur aktuellen Politik und über die soziale Situation der Menschen. So traten im Kabarett oft Künstler*innen auf, die auf zugespitzte Weise die aktuellen Zustände und Ereignisse kritisierten.
Das Kabarett „Die Pfeffermühle“ feierte am 1. Januar 1933 in München Premiere. Auf der Bühne trugen die Künstler*innen Lieder, Gedichte und Texte vor, die wie Märchen klangen, aber deutlich den Faschismus kritisierten. Der Auftritt war ein voller Erfolg. Im Januar und Februar waren alle Karten ausverkauft.
Sobald die Nationalsozialisten an der Macht waren, begannen sie kritische Künstler*innen zu verfolgen und schließlich Bücher von ungewollten Autor*innen zu verbrennen. Viele von ihnen flohen ins Exil – auch die “Pfeffermühle” verließ München im März 1933 und ging nach Zürich. Im Deutschen Reich selbst gab es bald nur noch staatlich kontrolliertes und damit unkritisches Kabarett.
Nach der Premiere am 1. Januar 1933 feierte das Kabarett "Die Pfeffermühle" große Erfolge. Die Kritiker waren begeistert, die Zeitungen schrieben lobende Berichte. Die Münchner Neuesten Nachrichten veröffentlichten am 3. Februar einen Artikel über das neue Kabarett: “Pfeffer streuen auf das Glatteis der Sprüche”.
"Die Vier Nachrichter" wurden 1931 von Studenten in München gegründet. Sie zeigten einzelne Nummern und revueartige Stücke. Das Stück "Der Esel ist los" von 1933 spielte zwar in der Antike, doch das Publikum konnte auch Parallelen zur aktuellen Politik erkennen. 1935 wurde die Gruppe verboten.
Erika Mann (Mitte) schrieb die meisten Texte für das Kabarett "Die Pfeffermühle“ und führte als witzig unterhaltende Ansagerin durch das Programm. Therese Giehse (ganz rechts), in München ein Star der Kammerspiele, spielte die meisten Stücke. Zwischen 1933 und 1937 gab "Die Pfeffermühle" über 1.000 Vorstellungen im Exil.
Die Paradenummer Therese Giehses (1898-1975) in den 1930er Jahren war die Bühnenfigur "Die Dummheit". Diese will die Dummheit unter den Menschen verbreiten. Sie wurde dabei als eine Parodie der "Germania" dargestellt. "Am Ende steht der Untergang, den ich herbeigeführt. Passt auf, es dauert nicht mehr lang, und dann ist es passiert."
Erika Mann kehrte 1945 kurzzeitig aus dem amerikanischen Exil zurück. Als Reporterin berichtete sie von den Nürnberger Prozessen gegen die Hauptkriegsverbrecher. Ganz bewusst trat sie dabei als amerikanische Journalistin auf. 1952 zog Erika Mann in die Schweiz, wo sie bis zu ihrem Tod 1969 lebte.
Das Lied der Kabarettisten "Die Vier Nachrichter" aus dem Jahr 1934 hatte ursprünglich noch eine dritte Strophe. In ihr überlegte der Sänger, ob man nicht politischer sein müsste. Es sei jedoch zu gefährlich, anderer Meinung zu sein, deshalb singe man nur für sich allein. Aus Vorsicht wurde die Strophe bei der Tonaufnahme weggelassen.